„Multihalle kein Wahlkampftema“? Ausgerechnet Geschichtslehrer fallen durch besonders krasse Geschichtsklitterung auf
Autor Edgar Wilkening. Er ist Schöpfer der satirischen Serie „Ich glaub, ich steh im Wald – Vorder- und Hinterwäldlerisches Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache“.
"Das Projekt (Multihalle) sei aber auch kein zentrales Wahlkampfthema gewesen." SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Kock in der Ratssitzung am 08. Oktober 2020
Quelle: Mindener Tageblatt, Artikel „Jäckes Erklärung überzeugt längst nicht alle“ (Bezahl-Content) vom 09. Oktober 2020.
Dass ein SPD-Fraktionsvorsitzender einem Genossen, der als Bürgermeister schwer angeschlagen ist, zur Seite springt – wenig überraschend. Da gilt die alte Genossen-Regel: Wir müssen uns gegenseitig durch die Amtsgeschäfte helfen.
Dass sich dieser Fraktionsvorsitzende dabei eines Argumentes bedient, das in punkto Wahrheit lässig an den Tatsachen vorbeidriftet (vulgo falsch ist), das überrascht dann doch.
Knapp vier Wochen nach der Kommunalwahl 2020 stellt sich Mindens oberster SPD-Mann also hin und erklärt den versammelten Stadtverordneten: Das größte Infrastruktur-Projekt des Jahrzehnts für die Stadt Minden, das mit kaum überschaubaren Chancen und Risiken, ganz sicher aber mit gigantischen Kosten verbunden ist – genau dieses Projekt „Multihalle“ habe im vergangenen Wahlkampf keine zentrale Rolle gespielt, sei als Thema mithin zu vernachlässigen.
Das ist für sich genommen schon eine Absurdität, die nur ein weiteres Mal unterstreicht, welch gigantischem Realitätsverlust die SPD unterliegt.
Noch perfider wird es allerdings durch etwas anderes. Ausgerechnet ein staatlich bestallter Geschichtslehrer ist es, der hier die Geschichte der letzten Wochen in einer Art und Weise umdeutet, dass man sich nur an den Kopf packen kann: Hat der Mann gar nichts mitgekriegt?
Hat er nicht bemerkt, dass aktuell kein anderes Thema die Mindener mehr aufwühlt als die ganze Hallen-Thematik? Hat er nicht bemerkt, dass das MT bei seinen öffentlichen Wahlgesprächen mit den Kandidaten genau dieses Thema in den Fokus gerückt hat? Hat der Mann die letzten Wochen hinterm Mond verbracht? Oder lebt er generell dort?
Auffällig ist jedenfalls, dass es immer wieder ausgerechnet Geschichtslehrer sind, die zu besonders krassen Formen der Geschichtsklitterung neigen.
Sie biegen sich das Bild des Geschehenen so lange zurecht, bis es zu ihren ideologischen Grundmustern passt. AfD-Mann Björn Höcke, ebenfalls Geschichtslehrer, ist da nur das prominenteste Beispiel.
Weil es in dieser Berufsgruppe offenbar besonders ausgeprägt die Neigung zum Umdeuten, zum Verfälschen von Geschichte gibt, musste ich das Motiv „Geschichtslehrer“ unbedingt wieder hervorkramen. Erschienen in der Serie „Ich glaub, ich steh im Wald“ im „Vorder- und Hinterwäldlerischen Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache“. Zwar einige Monate alt – aber offenbar aktueller denn je.
Man kann also gar nicht genug warnen: Vorsicht vor Geschichtslehrern, die in politische Ämter streben! Sie haben womöglich gefälschte Historienbilder im ideologischen Gepäck.
Hallo Herr Wilkening,
zunächst einmal stelle ich fest, dass Sie in der Sache gar nicht vollkommen daneben liegen. Natürlich ist es Unsinn, zu behaupten, die Multifunktionshalle sei kein zentrales Wahlkampfthema gewesen. Meine Wahrnehmung war eine andere. Aber deshalb Herrn Peter Kock in einem Atemzug mit Björn Höcke, der per Gerichtsbeschluss Faschist genannt werden darf, zu nennen, ist nicht nur unsachlich, sondern zielt mal wieder ganz gezielt unter die Gürtellinie. Dieses Vorgehen kennen wir bereits, als Sie sich nicht scheuten, Benjamin Piel mit Martin Winterkorn (VW) oder Markus Braun (wirecard) zu vergleichen. ich frage mich wirklich, worin Ihre Motivation besteht, andere verächtlich machen zu wollen. Diesbezügliche Spekulationen verkneife ich mir an dieser Stelle lieber.
Übrigens, wenn sie schon behaupten, dass es immer wieder Geschichtslehrer seien, die Geschichtsklitterung betreiben, dann sind Sie aber weitere Beispiele bisher schuldig geblieben. Ihre Auflistung erscheint doch ein wenig zu mageer, um hieraus irgendwelche Muster abzuleiten. Aber was soll’s, frech behauptet ist halb bewiesen, oder?
LG
Guido Otten
Bemerkenswert und mindestens belustigend bis amüsant, das Sie das verächtlich-machen & frech behauptet nicht auf den Herrn Benjamin Piel beziehen, sondern auf den Herrn Wilkening.
Ihre Wahrnehmung scheint ganz besonders zu sein.
Beweise für Geschichtsklitterung gibt es reichlich, aus diesem Grund mutet ihre Aufforderung diesbezüglich verwunderlich an, diese springen einem stets in‘s Auge, erst Recht doch bei einer gewissen Wahrnehmung.
Oder gehören Sie zu der Menschengruppe der „Konsumjunkies“, welche für sich das beliefert-werden-wollen qua Existenz, in Anspruch nehmen?
Wie heißt es so schön,
Wissen ist eine Holschuld und keine Bringschuld.
Oder verfolgen Sie doch eher aus persönlichen Gründen eine „Ehr“-Verteidigung (das Wort in einem Satz mit B. P. zu verwenden scheint äußerst skurril) des Herrn Benjamin Piel?
Herzlichste Grüße
Katharina