Wenn den Chefredakteur die Faktenlage nicht die Bohne interessiert

von | 30. Aug 2020

Strategieberater Edgar Wilkening

Edgar Wilkening. Mitglied im Deutschen Journalisten Verband DJV, Landesgruppe Hamburg seit 1993. Arbeitete für Medienhäuser wie Axel Springer, Gruner + Jahr, Handelsblatt, NDR, ZDF und hat große, kluge Chefredakteure erlebt.

Halbgötter sind eben keine richtigen Götter: Da kann auch mal gründlich was danebengehen. Durch Fehler von Halbgöttern in Weiß kommen jährlich etwa 19.000 Klinikpatienten ums Leben, sagt die AOK. Wie viele Menschen jedes Jahr durch Fehler der Halbgötter in Druckerschwarz zu Schaden kommen, ist nicht dokumentiert.

Bloß gut, dass letztere nicht am offenen Herzen arbeiten. Sondern höchstens an offenen Seiten-Layouts zwischen den letzten verbliebenen Anzeigenspalten.

In seinem wöchentlichen Mailing „Post von Piel“ schreibt Benjamin Piel, Chefredakteur des Mindener Tageblatt, am 27. August 2020 von „Engels Internetseite“ – und meint damit genau diese Webseite hier, die Sie gerade aufgerufen haben: www.minden-waehlt.de. Wenige Zeilen später ist von „ihrer Seite“ die Rede. Und dann kommt noch die Bildunterschrift mit „Website von Astrid Engel“.

Der werte Herr Chefredakteur könnte kaum falscher liegen.

screenshots aus Post von Benjamin Piel
Screenshot aus Post von Chefredakteur Piel
Screenshot aus Post von Piel

Quelle für alle drei Bilder oben: E-Mailversion „Post von Piel“, 27. August 2020. (Gelbe Hervorhebungen durch den Autor.) Die Online-Version (die gegenüber der E-Mailversion in der Zwischenzeit verändert wurde) können Sie hier auf mt.de aufrufen.

Eine kleine Recherche (das ist diese Sache, auf die echte Journalisten besonders stolz sind) bei der für Domains zuständigen Denic hätte klären können, ob das hier wirklich, wie von Chefredakteur Benjamin Piel vollmundig behauptet, die „Website von Astrid Engel“ ist.

Wer den Namen „Engel“ unten im Screenshot findet, bekommt ein Jahres-Abo des Mindener Tageblatt von mir!

Hat Piel die Recherche durchgeführt? Wissen wir nicht. Hab ich’s einfach mal schnell selbst gemacht. Man hilft ja der gebeutelten Tagespresse, wo man kann.

Achtung! Wer den Namen „Engel“ auf dem folgenden Screenshot findet, bekommt von mir ein Jahres-Abo des Mindener Tageblatt geschenkt. Lohnt sich also, genau hinzugucken.

Screenshot Domainauskunft Denic

Ihre Chance! Finden Sie den Namen „Engel“ im Screenshot und ich schenke Ihnen ein Jahres-Abo des Mindener Tageblatt. Quelle: Screenshot Domaininhaber-Auskunft auf denic.de am 29. August 2020

… schaaade, ich hätte Ihnen das MT-Abo wirklich gegönnt! Dieses Mal hat’s nicht geklappt. Aber es kommen noch weitere Chancen. So ein Chefredakteur legt ja noch mehr Eier, wenn er einmal dabei ist.

Der obige Screenshot offenbart für jeden, der des Lesens mächtig ist, eine vollkommen zweifelsfreie Faktenlage.

Inhaber der Domain www.minden-waehlt.de und materiell daran berechtigt ist einzig und allein ein gewisser Edgar Wilkening – wie es der Zufall will identisch mit dem Autor dieser Zeilen hier.

Um das zu erfahren, hätte man nicht mal so irre investigativ bei der Denic recherchieren müssen und so knallhart nachbohren, wie wir es gerade getan haben.

Ein Blick ins Impressum dieser Webseite hätte völlig ausgereicht. Das Tolle daran: Um das zu können, muss man eine Journalistenschule nicht mal aus der Ferne gesehen haben. Ein Klick auf diesen Link reicht völlig aus.

Screenshot des Impressums

Hier ist Ihre zweite Chance! Wenn Sie den Namen „Engel“ auf diesem Screenshot finden, schenke ich Ihnen schon wieder ein Jahres-Abo des Mindener Tageblatt. Quelle: Screenshot des Impressum von minden-waehlt.de

Halten wir uns an die nackten Tatsachen, auch wenn das manchem Chefredakteur gegen den Strich gehen mag: Ich, Edgar Wilkening, betreibe diese Webseite. Ich finanziere die Domain, den Serverbetrieb, die weiteren Aufwände. Ich zeichne für die Inhalte verantwortlich. Niemand sonst.

Das hier ist, ganz faktisch, meine Webseite – nicht die Webseite von Astrid Engel, wie Benjamin Piel zu suggerieren versucht. (Übrigens, kleiner Tipp: Astrid Engels tatsächliche Website finden Sie auf quartierplaner.de mit zahlreichen investigativen Berichten, die nie in einer Lokalzeitung erschienen sind.)

Korrekt gewesen wäre die Formulierung „auf der Webseite www.minden-waehlt.de“ statt „Website von Astrid Engel“. Aber ging es Piel überhaupt um Korrektheit? Um sachlich belegte Richtigkeit seiner Aussagen? Ist man etwa Chefredakteur geworden, um sich dann mit kleinteiligen Faktenlagen rumschlagen zu müssen?

Warum macht Chefredakteur Benjamin Piel solche Falschaussagen?

Wusste er es einfach nicht besser, obwohl er es hätte wissen können? Dann müsste man berechtigterweise fragen: Wollen wir solche Leute wirklich an der Spitze einer deutschen Tageszeitung sehen?

Oder wusste er es – hat es aber bewusst anders dargestellt? Dann müsste man umso mehr fragen: Wollen wir solche Leute wirklich an der Spitze einer deutschen Tageszeitung sehen?

Und nein, das hier ist keine Petitesse. Es geht hier um journalistisches Handwerkszeug. Bei Journalisten gehört die präzise Benutzung von Worten zum Kern ihrer Professionalität, genauso wie die Recherche und das Belegen von Aussagen.

Gute Journalisten lernen das in vielen Jahren harter Schule. Und feilen an ihren Texten, bis sie richtig sind, stimmig und korrekt.

Gute Zeitungsmacher haben den Anspruch, dem Leser die Welt ein bisschen klarer und verständlicher zu machen – nicht, sie zu verschleiern.

Es ist genau diese Art sachlicher und sprachlicher Ungenauigkeiten, wie Benjamin Piel sie benutzt, die dazu führt, dass es in einer Zeit, die immer komplexer wird, zu so vielen dramatischen Missverständnissen und Missdeutungen im öffentlichen Miteinander kommt.

Zumal sich diese Art Fälschungsmuster weiter durch Piels Text zieht. Da ist von „Plakaten“ die Rede – die niemals Plakate waren, niemals plakatiert wurden und niemals plakatiert werden.

Geht auch gar nicht, schon rein technisch: Die fröhlich bunten Motive, die Piel meint, haben eine Größe von exakt 1.920 x 1.080 Pixel bei 72 ppi. Bringen Sie die mal zu Ihrem Plakat-Drucker – der lacht sich tot!

Motiv Pointe vs. Partei

Eines der fröhlich bunten Motive, die nie Plakate waren, nie plakatiert wurden und nie plakatiert werden, auch wenn mancher Gernegroß das Gegenteil behaupten mag. Alle Motive der Plus-Serie finden Sie hier.

Piel berichtet auch nicht, dass er jemals eines der vorgeblichen „Plakate“ irgendwo plakatiert gesehen hätte. Rein „plakative“ Behauptung reicht für seine Art Journalismus.

Da ist von „Messiassen“ die Rede, die er (ausdrücklich im bedenklichen Plural) entdeckt haben will. Da wird aus dem Wahlbezirk „Rodenbeck“, in dem die parteifreie Kandidatin Astrid Engel antritt, ein „Rodenberg“, was eher nach Anzeigenkunde klingt. („Dieser Beitrag von Chefredakteur Benjamin Piel wurde durch freundliche Produktplatzierung unterstützt.“)

Da wird die alte Redensart verhackstückt „Auf den zweiten Blick bleibt zumindest mir das Lachen im Halse stecken“. Ein Satz, den ich hundert Male in Besprechungen meiner Texte gelesen habe. Immer ausdrücklich als Lob für die hohe künstlerische und satirische Qualität des Gebotenen. Auch im MT-Kulturressort taucht diese Redensart immer mal wieder als großes Lob auf.

Nur beim Chefredakteur selbst, da spricht aus dem steckengebliebenen Lachen pure „Verachtung“ – zweierlei Maß sei Dank.

Piel sagt "Da bleibt mir das Lachen im Halse stecken"

Quelle: E-Mailversion „Post von Piel“, 27. August 2020. (Gelbe Hervorhebungen durch den Autor.)

Wer künstlerisch erhöhte Satire nur dann erkennt, wenn ein Etikett dran klebt: „Achtung, Satire! Achtung, heute-show! Achtung, extra3! Achtung, Kabarett!“, der belegt damit vor allem, dass er in einer immer komplexer werdenden (Medien-) Welt mit immer fragmentierteren Kanälen und (Bild-) Sprachen offenbar selbst die Orientierung verloren hat.

Denkbar schlechte Voraussetzungen, um Lesern Orientierung zu bieten.

Was erneut die Frage aufwirft: Wollen wir solche Leute wirklich an der Spitze einer deutschen Tageszeitung sehen?

Vielleicht hätte man doch besser mal das Kulturressort gefragt, als es um fröhlich bunte Bildchen ging?

Aber Piel braucht die „Plakate“, er braucht diese Art journalistischer Taschenspielertricks, um der parteifreien Kandidatin Astrid Engel eins beipuhlen zu können. Um ihr „Verachtung“ unterstellen zu können. Sonst funktioniert seine ganze „geile Story“ nicht mehr.

Deshalb suggeriert er, Engel habe etwas mit den „Plakaten“ zu tun. Dabei taucht an keiner Stelle der fröhlich bunten Motive der Name „Astrid Engel“ jemals auf.

Formel mit Blick über den Tellerrand

Achtung, Warnung! Dieses Motiv enthält „Verachtung“! Oder wie Kurt Tucholsky vor mehr als hundert Jahren schrieb: „Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.“ Alle „verachtenden“ Motive der Plus-Serie finden Sie hier.

Auch hier interessiert sich Chefredakteur Benjamin Piel nicht die Bohne für die wahre Faktenlage: Die fröhlich bunten Motive mit den lustigen Gleichungen sind allesamt von mir persönlich entwickelt.

Ich bin der Urheber, ich veröffentliche sie in sozialen Medien und ich bin presserechtlich dafür verantwortlich. Niemand sonst.

Komm, ich habe heute die Spendierhosen an – ich haue noch einen raus: Ihre dritte Chance aufs MT-Abo!

Los, helfen Sie dem verwirrten Herrn Chefredakteur. Versuchen Sie Benjamin Piel unter die Arme zu greifen: Wenn Sie auf einem einzigen der bunten Motive den Namen „Engel“ finden, schenke ich Ihnen nochmal ein Jahres-Abo des Mindener Tageblatt. Auf geht’s!

Bei Piel gipfelt das ganze Gegurke in der Frage: „Denkt sie (Astrid Engel) ernsthaft, sie könnte Minden im Alleingang retten?“

Piel schwadroniert

Quelle: E-Mailversion „Post von Piel“, 27. August 2020. (Gelbe Hervorhebungen durch den Autor.)

Auch bei dieser Frage könnte das helfen, was Benjamin Piel bislang konsequent vermieden hat: ein Blick auf die Faktenlage.

Kandidatin Astrid Engel bewirbt sich um einen einzigen Sitz in einem sechzigköpfigen Stadtrat.

Für den Fall, dass sie in den Stadtrat einziehen sollte: Wie wahrscheinlich ist es dann, dass sie mit einer einzigen Stimme „im Alleingang“ gegen 59 andere Stimmen Entscheidungen durchsetzen kann?

Okay, während der Chefredakteur noch an den Fingern rumzählt, wie sich eins zu 59 verhält, widmen wir anderen uns dem, was gute Journalisten tun, wenn sie solche Fragen haben: Sie rufen die Frau Engel einfach an und fragen.

Prima Idee, finden Sie? Sekunde, ich mache das hier schnell mal für uns.

Gespräch mit Kandidatin Astrid Engel, Wahlbezirk 17, Minden-Rodenbeck

Edgar Wilkening: Astrid Engel, denkst du ernsthaft, du könntest Minden im Alleingang retten?

Astrid Engel: Was ist das für ein Blödsinn! Das geht schon rein mathematisch gar nicht. Ich hätte ja, wenn es dazu käme, nur eine einzelne Stimme im Stadtrat. Wer kommt auf so einen Quatsch?

Edgar Wilkening: Mathematik ist wohl nicht jedermanns Stärke. Nächste Frage: Hat MT-Chefredakteur Benjamin Piel dich zu diesem Thema mal angerufen oder befragt?

Astrid Engel: Nein, Benjamin Piel hat mich noch nie angerufen und auch nie dazu befragt.

Edgar Wilkening: Vielen Dank für das Gespräch.

Piels „Post von Piel“ ist das Foyer zur wirren Welt der Verschwörungstheoretiker, in der sich die Fakten an den Journalisten zu halten haben – nicht der Journalist an die Fakten.

Wäre Benjamin Piel nicht Chefredakteur geworden, sondern Jäger, man hätte ihm den Jagdschein wohl längst entzogen, so blind wie er in der Gegend rumballert. „Wird schon irgendwas umfallen und liegenbleiben.“ Ein Chefredakteur auf journalistischem Egoshooter-Trip.

Und das alles ganz offiziell im Namen des Mindener Tageblatt? Nein, das hat die alte, ehrwürdige Zeitung nicht verdient, so geschändet zu werden.

Wer Tatsachen verdreht oder verfälscht, um anderen die Ehrenhaftigkeit ihres Tuns abzusprechen, belegt damit, dass ihm jeder moralische Kompass abhanden gekommen ist – vorausgesetzt, es gab ihn mal.

Die Größe, die es braucht, um eine verantwortungsvolle Position wie die des Chefredakteurs einer angesehenen und um Glaubwürdigkeit bemühten Tageszeitung zu bekleiden, ist da nicht zu erkennen.

Und letztlich ist es genau diese Art von entweder hingeschludertem oder aber bewusst manipuliertem Journalismus, die dem Prinzip des paid content – und damit allen Journalisten, die davon leben, dass sie gute Arbeit machen – das Wasser abgräbt. Weil sich immer mehr Menschen (zurecht) fragen: „Und für solchen Rotz soll ich auch noch bezahlen?“

Nicht das ‚böse‘ Internet ist der Totengräber des Bezahl-Journalismus – sondern Zeitungsmacher, die nach dem Prinzip Piel arbeiten.

Hey, Elbe-Jeetzel-Zeitung, sag mal, willst du deinen ehemaligen Halbgott in Druckerschwarz nicht vielleicht wieder zurückhaben? Wir brauchen ihn nicht mehr.

Oder Neue Osnabrücker, Augsburger Allgemeine: Braucht ihr nicht jemanden, der mit seinem kruden Journalismusverständnis frischen Wind in eure Blätter bringt?

Bewerbungen werden ab sofort entgegengenommen. Wer ihn nimmt: Ich pack noch ein Jahres-Abo des Mindener Tageblatt oben drauf.


Sie erreichen Autor Edgar Wilkening per E-Mail an ew@minden-waehlt.de.

Unser Minden kann gut einen Engel gebrauchen
Portrait Astrid Engel
Architektin Astrid Engel

Parteifreie Kandidatin für den Mindener Stadtrat
Wahlbezirk 17 (Rodenbeck/Königstor)

„Unsere Stadt verdient Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit im gesellschaftlichen Miteinander. Dafür stehe ich als Stadtverordnete ein.“

Architektin Astrid Engel

Architektin Astrid Engel

Bastaustraße 22
32427 Minden an der Weser

astrid.engel@minden-waehlt.de

Privates Engagement für Minden

Ganz ohne Parteibuch und Politikerklüngel: Hier erzähle ich Ihnen, was ich schon jetzt alles für unsere Stadt auf die Beine stelle.

Mein Wahlprogramm ist so einfach, dass es jeder versteht

Ich will, dass in Mindens Politik mehr Klugheit und mehr Sachverstand einziehen. Damit in Zukunft klüger entschieden wird.

Unsere Stadt kann gut einen Engel gebrauchen

Am 13. September: Astrid Engel als parteifreie Stadtverordnete wählen im Wahlbezirk 17 (Rodenbeck / Königstor)